Rando Imperator! Von München nach Ferrara 650km, 3100hm

Beitrag vom 07.05.2019 07:46 in 2019 , Tina und Timo

Der Gedanke 650km Nonstop auf dem Rad zu sitzen - verrückt aber geil! So entschlossen wir uns dieser Herausforderung zu stellen. Asphalt mit einzelnen Schotterpassagen, größtenteils Radwege hieß es.

Ok perfekt Domane und Silque mit unseren 28ern Pirelli‘s und Blackburn Packtaschen vorne und hinten wurden vorbereitet.
Gepackt haben wir erst ganz kurz vorher, der Wetterbericht war so wechselhaft - aber letztendlich war klar: relativ kühl und nass!
Egal unsere Motivation schreckte das nicht ab.
Freitag Mittag machten wir uns auf dem Weg. Timos Eltern und Andrea mit dabei, sie durften ab München weiter nach Südtirol zum verlängerten Wochenende fahren, um uns dann Montag Nähe Ferrara wieder einzusammeln.
Knapp 20km vor München ging die Reise los, wir fuhren mit unseren Rucksäcken in die Stadt ins gebuchte Hotel. Die Räder wurden unter Regenplanen im Innenhof verstaut.Danach war chillen angesagt...den Wecker auf 3 Uhr!!!🙈 gestellt.
Am nächsten morgen ging es um halb fünf los. Immer dem Garmin nach und ja die ersten Schotterpassagen im dunklen forderten gleich mal richtig. Im Nebel mit dem Rennrad die Trails rocken hat schon was...die vielen Randoneure, die die kleinsten Schotterpassagen sofort umfuhren, haben schon viel Spaß verpasst. 🤣
Der Wettergott meinte es gut, es war kalt aber trocken. Wir kamen gut voran. Obwohl man ganz klar sagen muss, fast die Hälfte der Strecke wurde auf Schotter gefahren. Ein Hoch auf diese Räder und Reifen!
Lediglich am Fernpass müssten wir dem Roadbook ausweichen, die Via Claudia mit den Rennrädern zu fahren, wurde aufgrund Geröll und Schnee abgeraten. Also fuhren wir hier auf der Straße.
Die Checkpoints und Stempelstellen waren sehr gut organisiert, italienische Verpflegung, ich liebe diese Zuckerhörnchen, ... am Reschenpass gab es sogar Pizza!
Wir durften uns auf eine Extraverpflegung in Algund bei Meran freuen. Organisiert von unsrem, dort lebenden Freund Toni, warteten Timos Eltern und Andrea an einer Tankstelle auf uns. Nach 340km gab es Cola, Café und Panini bevor es weiter zum Checkpoint nach Bozen ging.
Dort könnten wir nochmal an unsere Rucksäcke, bevor diese vom Veranstalter nach Ferrara transportiert wurden.
Neue Energie gesammelt, Akkus für die Lichter getauscht und weiter ging es...wenn auch nur bis zur ersten Unterführung: schnell rein in die Regenklamotten. Jetzt war er da der Starkregen, dazu Sturm, hin und wieder Blitz und Donner. Da freute man sich doch auf die Nacht!Im Trento wurde es dann noch schlimmer mit dem Regen, also nächste Unterführung: wir kleideten uns nach dem Zwiebelprinzip, ich fühlte mich wie ein Michelinmännchen. Die neuen wasserdichten Handschuhe sorgten immerhin dafür, dass die Finger wieder auftauen konnten.
Immer noch motiviert fuhren wir alleine durch die Nacht.
Ja und es waren ja „nur“ noch 200km bis Ferrara...Leider sollte es auch dabei bleiben. Voller Vorfreude planten wir schon den Sonntag Abend.
Passiert war es in Sekunden, eine kleine Unachtsamkeit von Timo und zuviel Wasser auf der Straße ließen in in eine Wand einschlagen. Mein hysterisches Geschrei unterbrach die Stille und Timos Stimme „hey alles ok, ich bin da“ Er redete von seiner Hand und seinem Gesicht mit dem er in der Wand bremste, der Lenker 90 Grad verdreht. Aber immer noch die Motivation weiterzufahren, davon lies er sich nicht abbringen. Zusammen schraubten wir am Lenker rum. 3,4,5 Versuche zum 25km entfernten Checkpoint zu fahren scheiterten. Starkregen, Sturm und Einhändig, da gab sogar Timo klein bei und wir suchten nass bis auf die Haut und ein trockenes Plätzchen im Bahnhofsgebäude Rovereto. Mittlerweile war es fast 3Uhr, die Schmerzen wurden stärker. Die Vernunft siegte, das DNF wurde schweren Herzens entschieden.
Also riefen wir Günter an, der uns netterweise abholte. Hier nochmal Danke für die nächtliche Ruhestörung 😉
Ich telefonierte mit dem Veranstalter, unser Gepäck wurde in Bozen deponiert. Super Organisation. Danke.
Und natürlich Danke an Toni, der uns kurzerhand ein Zimmer zur Verfügung stellte.
Nach einem guten Frühstück und einer ausgedehnten, heißen Dusche wanderten wir nach Meran ins Krankenhaus: dort wurde Timos Hand geröntgt, reponiert und eingegipst. Mittelhandknochen zweimal gebrochen 😢
Alles in allem hatte er einen riesigen Schutzengel: der Helm war an mehreren Stellen verbeult, ohne ihn wär das ganze schlimmer ausgegangen. Das Gesicht hat auch bissl was abbekommen, Zähne zum Glück heil!
Ja und dann die Frage nach dem warum?!Warum ist das passiert, war doch so perfekt, wir fühlten uns nach über 400km noch fit, waren so gut dabei...
Hat nicht sollen sein. Müssen wir halt nächstes Jahr nochmal starten.
Aber selbstverständlich!!!
Jetzt muss Timo erstmal gesund werden, wahrscheinlich muss die Hand operiert werden...
Wir werden berichten.
Hier auch nochmal Danke an all unsere Freunde und „Mitfieberer“ für Dir geile mentale Unterstützung.