(Danny " Betzrider" Köhler) M E G A M A R S C H – F R A N K F U R T

Beitrag vom 14.10.2019 11:11 in Team 2019 , Teamnews

Anfang des Frühjahres hatte Axel verlauten lassen er würde beim 100km Megamarsch in Frankfurt mitlaufen. Im jugendlichen Leichtsinn und oder aufgrund einer kurzen geistigen Umnachtung folgte also was immer folgt – morgens kurz nach dem Aufstehen noch vor 6 Uhr wurde einfach angemeldet, der Termin in den Kalender eingetragen und dann erstmal das gemacht was ich gut kann – verdrängen.

Ab und an kam das Thema in Gesprächen wieder hoch, aber es klang so weit weg. "Oh, noch 2 Monate, oh noch 4 Wochen, oh am nächsten Samstag", bis der Tag dann eben vor der Tür stand.
Glücklicherweise waren Axel und ich in der Nacht auf den 3.  Oktober schonmal probegewandert von Höchst nach Erbach und zurück und so wusste ich so circa was auf mich zukommen sollte.
Panik machte sich also langsam breit und es wurde versucht zmindest noch die Ausrüstung einigermaßen den Gegebenheiten anzupassen. Sprich ein Rucksack musste her mit mehr Fassungsvermögen. Da wurde ich beim Drahtesel fündig. Im DM plünderte ich dann Blasenpflaster und Hirschtalgcreme und Falke stellte mir mit TK1 Cool noch ein paar schnieke Socken. Jetzt kann ja nichts mehr schiefgehen !
Am 12.10 also noch kurz zum Drahtesel und Axel vom Trek Testday abgeholt, der dort heute stattfinden sollte und gegen 13:00 Richtung Eschborn Süd aufgebrochen. Axel stellte sein Auto im Ziel bei Langen ab und fuhr mit mir den Rest. Im Park war schon einiges los. Also Startunterlagen abgeholt. Das Paket war, ich sag's mal nett : mager. Ein Bändchen, ein Wanderpass (falls man bekloppt genug ist bei den anderen ~15 Megamärschen mit zu machen) und eine Fußcreme Probepackung. That's it. Für die 65€ Startgebühr schon schäbig, zumal es keinerlei Shuttle oder Transfer gab, nichtmal kostenlosen ÖPNV.
Naja..der Park füllte sich langsam und laut Veranstalter waren ca. 2000 Leute gemeldet. Alles hatte einen recht chilligen Charakter. Ein bunt gemischtes Teilnehmerfeld. Um 16:00 Uhr erfolgte der Start und wir waren im dritten Block und gingen gegen 16:20 auf die Reise.
Ich hatte ja die Befürchtung wir wären auch etwas in der Stadt unterwegs, aber eigentlich ging es direkt raus ins Umland. Alles recht unspektakulär. Stellenweise bot sich schon ein schönes Bild, wenn man die Menschenmenge vor und hinter sich sah und bis zur ersten Verpflegung bei ca. KM 18 war das Feld auch sehr dicht. Dann riss es so langsam etwas auseinander, oder man hat es in der Dunkelheit einfach nicht mehr so wahrgenommen.
Es lief eigentlich alles ganz gut. Ich hatte 2 paar Schuhe dabei. Meine Nike Laufschuhe und meine "normalen" Sneakers. Ich wechselte beim ersten Verpflegungspunkt die Schuhe, cremte alles nochmals ein und merkte schon leichte Blasenbildung an der Fußunterseite. Ich wusste, dass mir die Nikes die Ferse aufreiben, also klebte ich beim zweiten Stopp auf einem Spielplatz die Ferse ab.
Ich schmiss mir eine Cofein-Tablette ein und ab ging die Lutzi. Wie von einer Tarantel gestochen sind wir marschiert. Der zweite Verpflegungspunkt war in der Ecke Niederdorfelden. Man merkte schon leicht die Erschöpfung und es zwickte hier und da auch etwas mehr, aber zu dem Zeitpunkt war ich noch der Ansicht zumindest unsere 60 zu schaffen. Also ging es weiter. Es folgte ein schöner Anstieg und dann ging es hinab nach Wachenbuchen.
Dort wollte ich mir die Füße noch etwas verarzten und beim Auspacken aus den Socken zeigte sich dann schon das Fiasko. Die Ferse war nicht mehr abgeklebt und an beiden Füßen komplett offen. Also ein hydrocoll-ähnliches Pflaster drauf geklatscht und die restlichen Stellen nochmal gecremt, aber auch hier zeigten sich jetzt schon deutliche Blasen, die zum Glück aber noch geschlossen waren. Aber es läuft sich nicht besonders angenehm, wenn quasi die komplette Fläche des Fußes die beim Laufen Bodenkontakt aufnimmt eine schwammige Blase ist.
Handy ausgepackt und anhand der GPS Datei der Strecke und der passenden App geschaut wo wir sind und wie weit es zum nächsten Verpflegungspunkt sein sollte. Hanau war nicht mehr weit, also hieß es Zähne zusammen beissen und marschieren.
Gegen 4:00 Uhr und nach ca. 55km waren wir in Hanau und die Reise war zuende. Zum nächsten Verpflegungspunkt wären es noch ca. 5Km gewesen. Warum dieser so unglücklich lag kann ich jetzt nicht nachvollziehen, zumal am Bahnhof ein kleiner Verpflegungspunkt war wo man sich mit Getränken eines Sponsors eindecken konnte.
So war es uns nicht möglich die 60, welche wir uns als Ziel gesetzt hatten, voll zu machen ohne dann in der Pampa fest zu sitzen ohne Anschluss an eine Transportmöglichkeit.
Mit Zug und S-Bahn ging es dann zurück nach Eschborn und um 6 Uhr saßen wir wieder in meinem Auto und traten die Heimreise an.
Megamarsch – ich mag es ja wenn man wieder mal geerdet wird und man feststellt, dass man eben mal nicht so aus dem Stehgreif einfach nur mal so 100km wandern gehen kann. Das wurde mir beim Testlauf schon klar. War trotzdem eine schöne Erfahrung und so von der körperlichen Belastung schon deutlich schlimmer als 8848, 666 Wörth-OB-Wörth oder irgendwelche (Halb)-Marathons. Hier macht es halt die Dauer  und weniger die Intensität der Belastung. Von den gut 12h dann noch quasi 10 in Dunkelheit unterwegs zu sein war auch mal eine nette Erfahrung, fand ich jetzt aber weniger belastend und die nächtliche Skyline von Frankfurt oder der Sonnenuntergang überm Feldberg war schon ein nettes Eyecandy. Zum Glück blieben wir von größeren Unwettern verschont und es gab nur einmal minimalst Regen bei KM ~12. 2020 dann aber trotzdem eher nicht nochmal ;)